Tag 13| 19.01.2020 | THALAKODE NACH MUNNAR
Spoiler: Bei keiner Tagestour hatten wir im Vorfeld so sehr über die Wahl der Route diskutiert, wie bei dieser Strecke. Uns war bewusst, dass es der anstrengendste Tag auf dem Fahrrad wird. Denn heute ging es auf über 1600 Meter hinauf. Ob wir es geschafft haben den leichtesten Aufstieg zu wählen, lässt sich im Nachhinein schlecht sagen.
Der Anfang war allerdings schon deprimierend. Höhenmeter die wir zu Beginn gut gemacht hatten verloren wir wieder, mehrere Male, bis es nach Stunden tatsächlich endlich stetig bergauf ging. Wie bei einem Wettrennen pushten wir uns gegenseitig. Mal gab er das Tempo vor und dann wieder ich. Auf unserem Weg passierten wir Wasserfälle, phänomenale Schluchten und Aussichtspunkte, die uns einen gigantischen Blick in die Ferne eröffneten. In gewisser Weise war es ein Lohn auf Raten, für jeden Höhenmeter den wir nach und nach meisterten. Dem Gipfel näherten wir uns stetig, aber nur langsam. Die letzten Kilometer schafften wir bloß im niedrigsten Gang. Unsere Kräfte ließen spürbar nach. In diesem Moment schwindender Vitalität hörte ich mich immer wieder sagen: In der Ruhe liegt die Kraft…in der Ruhe liegt die Kraft…in der Ruhe liegt die Kraft. Immer und immer wieder. Es half mir, mich auf die Fahrt zu fokussieren. Ich dachte nicht mehr an die schmerzenden Waden, den Schweiß, der mir die Stirn herablief oder das Pochen des Herzschlages. Und so vergingen Sekunden, Minuten und wer weiß, wie viel Zeit. Um mich herum wurde es still…In der Ruhe liegt die Kraft….In der Ruhe liegt die Kraft… Beim Vorbeifahren eines Dammes erreichten wir den höchsten Punkt des Tages. Die Stille verschwand und mein Blickfeld weitete sich. Wir schlängelten uns an hupenden Autos, Rollern und muhenden Kühen vorbei und kamen dem Stadtzentrum immer näher.
Ich war wahnsinnig erleichtert und froh, als ich vor unserer Unterkunft hielt und das Fahrrad an einem Geländer ankettete. Nachdem wir unsere Sachen abgeladen hatten, ging es in ein Café. Später zu einem Barbier und haben uns dort den Bart schneiden lassen. Wieder eine Premiere.